So, hier ist er nun, der erste Rita-Beitrag, er musste ja wegen des Notarzteinsatzes etwas verschoben werden 😉
Ich dachte mir, ich krame ein wenig in Erinnerungen. Über 60 Jahre alte Erinnerungen. An einen Schirmständer. Wenn Rita und ich uns begegnen, steht sie meist hinter und ich vor der Theke. Neinnein, es geht nicht um Kneipe oder sowas, eine Fleischtheke ist gemeint. Seit vielen Jahrzehnten (weit mehr als die 60 Jahre) wird dort, wo wir uns begegnen, Fleisch verkauft. Schon als Kind habe ich die berühmte Scheibe Fleischwurst bekommen, eingerollt, mit einer geschickten Drehung der Fleischgabel. Kriege ich bis heute nicht hin. Jedenfalls stand ich oft mit meiner Oma dort und es wurde eingekauft. Gekochten Schinken, damit das Kind was auf die Rippen kriegt, Plockwurst, damals kannte man Salami noch nicht, was ja eigentlich eine italienische Salzwurst meint. Und die feine Zervelatwurst. An mehr Wurstsorten erinnere ich mich nicht.
Mit den Metzgerstöchtern bin ich in die Schule gegangen. Ich erinnere mich an Kindergeburtstage und an das Huhn Uschi. An eine große Wiese und eben die leckere Scheibe Fleischwurst.
Und an den Schirmständer. Der Metzger war in einem Gebäude mit dem Bäcker, Brüder waren es, es gab eine Backstube und ein Schlachthaus. Wie der Lauf der Dinge ist, die Brüder gingen in Rente, der Bäcker machte zu, der Metzgersladen wurde verkauft. Und irgendwann dann kommt Rita ins Spiel. Sie und ihr Mann betreiben die Metzgerei mit einem der heute sehr seltenen eigenen Schlachthäuser. Warum das wichtig ist, könnt Ihr ➡️ hier lesen, ich kaufe nirgendwo anders mein Fleisch, außer vielleicht auf dem Demeter-Hof in Velbert.
Es hat sich also vieles geändert im Laufe der Zeit. Bis vor einigen Jahren, vor dem riesigen Umbau, der beide Ladengeschäfte zu einem großen machte, stand noch der ganz alte Schirmständer hinter der Ladentüre. In den hat schon meine Großmutter ihren Schirm gestellt, wenn sie bei Regen einkaufen ging. Einen grauen Knirps. Den habe ich heute noch. Der Schirmständer aber ist nun weg. Wohin, weiß ich nicht, vielleicht gibt es ihn ja gar nicht mehr.
So ist das im Leben, was einmal fester Bestandteil war, ist irgendwann nur noch eine Erinnerung. Manchmal schade. Manchmal aber auch gut so. Und manchmal merkt man daran, wie sehr sich der Alltag verändert hat. Schirme gehörten früher dazu, entsprechend stand in jedem Haus ein Schirmständer, direkt hinter der Türe. Man erledigte das meiste zu Fuß. Dann kamen die Autos, dann kamen die Supermärkte, dann fuhr man einkaufen, dann gab es noch mehr Autos, Einkaufscenter mit angeschlossenem Parkhaus. Wer braucht da noch Schirmständer?